Interview: Was können die Krefelder vom Roze Jaar erwarten?
Der Roze-Zaterdag 2019 Venlo-Krefeld ist eine grenzüberschreitende Premiere. Durch die Zusammenarbeit der beiden Partnerstädte hält der Roze Zaterdag erstmals in einer deutschen Stadt Einzug. Wir haben mit Thomas Visser, dem zuständigen Beigeordneten der Stadt Krefeld, darüber gesprochen, gesprochen. Er koordiniert die Krefelder Aktionen im Roze Jaar.
Was können die Krefelder vom Roze Jaar erwarten?
Thomas Visser: Die Krefelder können sicherlich eine ganze Menge Gedankenanstöße erwarten: Einmal was das Feiern betrifft, aber auch von Initiativen aus dem Literatur,- Kunst- und Sportbereich sowie durch wissenschaftliche Befassungen. Diese Gedankenanstöße zu Toleranz und Akzeptanz sind nicht nur relevante Fragestellungen mit Blick auf die LHBTI- Gruppe, sondern sind in vielen Bereichen unserer Gesellschaft leider bitter nötig. Es ist wichtig, den Menschen deutlich zu machen „Du bist du, aber jemand anders ist jemand anders. Und du bist auch anders!“
Zum anderen wird die Städtepartnerschaft zwischen Venlo und Krefeld für die Mitbürger sehr konkret sichtbar und erlebbar. Uns ist es wichtig, zu zeigen, dass eine Städtepartnerschaft mehr ist als das Treffen von Bürgermeistern, Rat und Verwaltungsmitarbeitern.
Ist so eine Veranstaltung wie der Roze Zaterdag überhaupt noch notwendig?
Wir sind bei der Gleichberechtigung der LHBTI- Gruppe glücklicherweise weiter als 1977 als der Startschuss für den Roze Zaterdag in den Niederlanden fiel. In Deutschland hat es bezüglich von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und Eheschließungen deutliche Fortschritte gegeben. Aber wir müssen uns eingestehen, dass es immer noch viele Verkrampfungen gibt. Die Tatsache, dass es für ein Outing immer noch Mut braucht, zeigt, dass Homosexualität in der Wahrnehmung noch nicht zur Normalität gehört.
Wie haben die Bürger in Krefeld darauf reagiert, dass die Stadt gemeinsam mit Venlo den Roze Zaterdag veranstaltet?
Thomas Visser: Die Reaktionen waren positiv. Krefeld steht seit Jahrhunderten für Toleranz. Bereits im 17. Jhr war Krefeld ein Anlaufpunkt für Auswanderer und Andersgläubige. Und ich spüre jetzt eine positive Stimmung bei jedem, mit dem ich ins Gespräch komme. Ich empfinde es als großes Glück, dass die Kollegen in der Verwaltung, die sich mit der konkreten Organisation und Umsetzung befassen, so begeistert und engagiert sind. Ich freue mich auch sehr über die positive, offene und tief gehende Berichterstattung in den Medien.
Wie finanziert die Kommune in Zeiten knapper Kassen das Roze Jaar?
Thomas Visser: Bei den Krefelder Projekten handelt es sich um überschaubare Beträge, die im niedrigen vierstelligen Bereich liegen. Wir haben einen Topf, der quasi ein Sparkonto für die Projekte des Roze Jaar fungiert. Damit können wir zum Beispiel Eigenanteile für Euregio-Förderanträge bestücken. Und was von privater und ehrenamtlicher Seite geleistet wird, um das Roze Jaar und den Roze Zaterdag zu organisieren, ist beeindruckend.
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